Damals, es muss 1997 gewesen. Ich hatte gefühlt vor wenigen Minuten das Telefon ausgestöpselt, das Modemkabel abgerollt, bis in mein Zimmer verlegt und mich mit einem 56k Modem ins Internet eingewählt und surfte bzw. chattete. Wie jedes Mal waren die Pfeiftöne kaum verklungen, da hörte ich meine Mutter “Bist Du schon wieder im Internet?” oder “Bist Du noch immer im Internet? Ich will telefonieren!”.
So war das früher. Man war nicht always on und wenn man nicht zufällig ISDN zu Hause hatte, auch nicht telefonisch zu erreichen. Von Flatrates konnte man damals nur träumen, entweder zahlte man horrende Minuten(!)preise oder ebenso horrende Datenpreise.
In meiner ersten eigenen Wohnung tat zwar immer noch das Modem seinen Dienst, die Tarife wurden aber um 2000 günstiger. Nichts desto trotz gab es damals zumindest in der Wohnanlage, in der ich lebte, keine Flatrate. Ab 22:00 günstiger.
Irgendwann 2001 ~ 2002 besserte sich das, allerdings hatte ich damals noch kein DSL. Die Wohnanlage gehörter einer großen Gesellschaft mit eigenem TK Anbieter (es gab dort auch keinen “normalen” Telefonanschluss und man konnte auch nicht die “Vor-Vorwahlen” nutzen).
2003 fing in Aachen für mich das DSL und das Flatrate Zeitalter an. 2000Kbps. Flat. Always on! Natürlich hatte ich mich auch für eine Telefonflatrate entschieden und ich fand’ es toll. Endlich keine Gedanken mehr darüber machen.
Wenig später bot Arcor 6Mbps an, immer noch flat.
Was für eine Entwicklung. Steigerung der Geschwindigkeit um mehr als das 100fache von 56Kbps auf 6Mbps, dazu günstiger.
Nach einem Wohnorts- und Anbieterwechsel 2006 kam ich auf 18Mbps. Natürlich flat.
Für mich hätte diese Geschwindigkeit mehr als ausgereicht. Damit laden alle Webseiten ausreichend schnell und für HD-Filme reicht es auch. Auch mit mehreren Personen in einer Wohnung stellt diese Bandbreite kein Problem da.
2009. Erneuter Wohnortswechsel. Ein Eigenheim in Aachen. In einem Neubaugebiet. In meiner grenzenlosen Naivität dachte ich, dass dort moderne Leitungen zur Verfügung stehen. Auf dem Dach des Hauses war natürlich Platz für eine Satellitenschüssel ergo keine laufenden Kosten mehr für’s Fernsehprogramm durch einen Kabelanschluss ergo wurde ein solcher auch nicht verlegt (im ganzen Wohngebiet nicht).
Da ich sehr zufrieden mit meinem damaligem DSL Anbieter (NetCologne) war, wollte ich den natürlich mitnehmen. Und da fing das Leid an: Geht nicht, wir liefern dort nicht. ???? Nach Recherche und einem Besuch bei der Telekom kam ich mit einem Gesicht nach Hause, das meine Frau zur Aussage brachte: “Du würdest das Haus am liebsten wieder verkaufen?”.
Ja, hätte ich am liebsten gemacht: 2009 und jetzt 2013 bin ich immer noch bei gerade 2Mbps DSL und das noch nicht mal konstant, in den Abendstunden ist es deutlich langsamer. 10 Jahre zurück in die Vergangenheit. Mit 3 Personen im Haus teilweise nicht mehr benutzbar. Homeoffice machen und jemand anders guckt etwas auf Youtube? Vergiss es.
Ein Betriebssystemupdate? Muss geplant und in die Nacht verlegt werden.
HD Filme irgendwo kaufen oder leihen? Vergiss es, lohnt nicht. Download dauert 24h.
Alle reden immer vom Ausbau: Es gibt in Aachen Brand weder durchgehend Glasfaser (das wäre ja schon Luxus(!)) noch genügend Plätze in den DSL Verteilern, die Anschlüsse sind mehrfach belegt.
In diesem Stadtteil liefert außer Telekom und Resellern fast keiner. Oder wenn, dann nur ohne ISDN und was soll ich bei 2Mbps mit Voice Over IP anfangen? Da wird die Verständigung über Rauchzeichen besser sein.
Es wird auch in den nächsten Jahren kein Ausbau mehr dort statt finden. Das einzige was gebaut wird, sind noch mehr Häuser. Willkommen in der Internetsteinzeit. 8km entfernt vom Zentrum einer Eliteuniverstätsstadt gibt es kein modernes Internet.
Passend dazu kommen dann 2013 die Drosseltarife der Telekom. An meinem Anschluss brauche ich immerhin knapp 4 Tage, bis die Telekom die Geschwindigkeit auf knapp ein Viertel des gebuchten Wertes drosselt der damit auch nur unwesentlich über dem liegt, was ich bereits Anfang 2000 hatte.
Immerhin geht es mir da noch besser als einem VDSL Kunden mit einem 100Mbps Anschluss. Sein Anschluss liefert nach nur 7(!) Stunden(!!) Nutzung mit maximaler Geschwindigkeit nur noch 0,375% der gebuchten Geschwindigkeit.
Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
Wenn ich im Moment die Werbung und Anzeigen für “schnelles” Internet sehe, ist mir eher nach Weinen zu Mute. In jeglicher Hinsicht günstiger und schneller als mein Anschluss. Willkommen in der Vergangenheit, vielleicht ist es ganz gut, dass ich das alte PCI Modem neulich beim Aufräumen noch nicht weggeworfen habe.
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